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Der Südpass vom Fakarava Atoll in den Tuamotus ist bekannt für seine ortsansässige, große Population von grauen Riffhaien (Carcharhinus amblyrhynchos), die tagsüber in der starken Strömung im Pass stehen. Es ist einer der wenigen Plätze weltweit, an denen man noch hunderte von Haien gleichzeitig beobachten kann.

Schon länger wissen Taucher und Wissenschaftler, dass um den ersten Vollmond im Juli an diesem Pass auch ein seltenes Massenereignis stattfindet. Hier treffen sich nämlich die geschlechtsreifen Getarnten-Zackenbarsche (Epinephelus polyphekadion) aus dem gesamten Atoll, um gleichzeitig ihre Ei- und Spermienzellen abzugeben. Letztes Jahr hat ein Wissenschaftsteam daraus eine gute ARTE-Dokumentation gemacht: "The Grouper Mystery!"

Nachdem wir uns gerade in dieser Zeit in den Nähe aufhalten, ist es natürlich ein Muss, uns dieses Phänomen näher anzusehen. Über Funk hören wir schon Tage vorher, dass viele Segler sich beim Pass befinden, aber heuer anscheinend kein Massenevent stattfindet bzw. er schon stattgefunden haben soll. Außerdem sind die Haie aus dem Südpass verschwunden und so sind viele enttäuscht von ihren Tauchgängen. Wir segeln trotzdem hin, denn wir wollen uns das ganze lieber selbst ansehen.

Zwei Tage vor Vollmond ankern wir in der Nähe des Passes und erkunden ihn erst mal schnorchelnd. Wir fangen mit der Ostseite an, auf der wir zwar ein schönes Korallenriff finden, aber keine Zackenbarsche. Dann beobachten wir zufällig, wie ein Tauchboot mit zwei Tauchern, die so aussehen wie die Forscher aus der Doku, etwas weiter hinaus und an die Westseite des Passes fährt. Also nichts wie hinterher. Und tatsächlich, wir finden den Platz an dem sich hunderte, wenn nicht sogar tausende von diesen Getarnten-Zackenbarschen tummeln. Sie sammeln sich vorwiegend auf den sandigen Gruben und Flächen hier an der Außenkante in einer Tiefe ab 25 m. Wir beschließen deshalb, unsere Tauchausrüstung zu holen und einen Tauchgang zu machen. Außer den unglaublichen Massen an Zackenbarschen finden wir auch die grauen Riffhaie, die natürlich in der Nähe der vielen Zackenbarsche bleiben, um des Nächtens auf ein Festessen zu hoffen. Deshalb sind sie im Moment nicht an ihrem üblichen Platz in Riffpass.

01_Thousands_of_Camouflage-Groupers_(Epinephelus_polyphekadion-Getarnter_Zackenbarsch)_meet_in_the_south_pass_of_Fakarava
02_Groupers_on_the_sandy_patches_from_above
03_Male_Camouflage_Groupers_are_only_lightly_colored_during_the_spawning_season
04_More_and_more_groupers_meet_during_the_weeks_before_full_moon
05_One_spot_Snapper_swimming_in_the_fish_soup_at_the_entrance_of_the_south_pass_(Lutjanus_monostigma-Einfleck-Schnapper)
06_The_females_are_more_colorful_during_spawning_than_the_males

Wir tauchen in eine Suppe an Zackenbarschen. In einer unglaublichen Dichte sind sie hier versammelt und stehen eng gedrängt in der Strömung. Da sie sonst sehr territorial sind ist dies faszinierend anzusehen. Der Tauchgang ist sensationell und wir können sogar zwei der Befruchtungstänze beobachten. Ein bereites Weibchen fängt dabei an, im Kreis immer höher zu schwimmen. Sie wird von einem Männchen auf Kuschelkurs begleitet und so tanzen sie Richtung Oberfläche. Einer ganze Horde männlicher Zackenbarschen saust herbei, denen der Tanz natürlich nicht verborgen bleibt. In einem günstigen Moment lässt das Weibchen die Eier ab und das angeschmiegte Männchen folgt sogleich mit einer Wolke aus Spermien, bevor seine Rivalen dann auch ihr Glück versuchen. Ein unglaubliches Schauspiel! Das ganze geht rasend schnell vor sich, uns gelingt aber eine Video-Aufnahme mit 120 Bildern pro Sekunde. Zurück am Boot offenbart sich in der Zeitlupe, was da eigentlich passiert ist.

07_Blue_Trevallies_swimming_around_in_circles_(Carangoides_ferdau-Querstreifen-Makrele)
08_Grouper_on_the_reef_with_Travallies_swimming_above
09_Sharks_patroling_the_reef_in_the_evening
10_Grouper_finding_a_spot_to_sleep_in_the_reef
11_Pickhandle-Barracuda_waiting_for_some_food_(Sphyraena_jello-Jello-Barrakuda)
12_Waiting_to_swim_back_home_after_the_mass_spawing

Die meisten Weibchen haben schon leere Bäuche und wir vermuten, dass das Spektakel bald ein Ende haben wird.

Beim zweiten Tauchgang am späten Nachmittag haben sich die Zackenbarsche von den Sandflächen ins Riff zurückgezogen und scheinen Verstecke für die Nacht zu suchen. Gruppen von grauen Riffhaien schwimmen knapp über dem Boden dahin und scheinen schon auf Beutesuche zu sein. Außerdem tummeln sich Schwärme von Stachelmakrelen (Carangidae), Füsselieren (Caesionidae), Barrakudas (Sphyraena jello), ein großer Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus) sowie einige große Hundezahn-Thunfische (Gymnosarda unicolor) in der Nähe. Auch zwei Adlerrochen (Aedobates narinari) ziehen ihre Kreise über dem Riff.

13_A_group_of_Grey_Reefsharks_(Carcharhinus_amblyrhynchos-Grauer-Riffhai)_swiming_over_us
14_The_Grey_Reef_Sharks_are_on_their_normal_place_in_the_reef_pass_again
15_Plenty_of_sharks_are_swimming_around_us_showing_off_their_full_bellies
16_It_looks_like_diving_towards_a_wall_of_sharks
17_Safety_stop_after_a_fantastic_dive

Am nächsten Tag, einem Tag nach Vollmond, wollen wir uns das Spektakel noch einmal ansehen. Wir springen zur gleichen Tageszeit bei den gleichen Strömungsbedingungen an der gleichen Stelle wieder ins Wasser. Zu unserer Überraschung empfängt uns eine erstaunlich einsame Rifflandschaft. So gut wie alle Zackenbarsche sind verschwunden, kein Hai lässt sich mehr blicken! Sie haben sich also wieder in Richtung Heimat auf gemacht, denn eigentlich sind sie standorttreu und verteidigen dabei ein großes Revier. Einige Nachzügler können wir noch beobachten, wie sie zielstrebig Richtung Lagune schwimmen. Normalerweise sieht man Zackenbarsche niemals größere Strecken zurücklegen.

Wir lassen uns mit der Strömung gemütlich durch den Pass treiben. Plötzlich treffen wir auf eine Wand aus Haien! Es sind sicher über hundert und sie sind an ihren angestammten Platz im Südpass von Fakarava zurückgekehrt. Dort stehen sie in der Strömung und als Taucher kann man sie ganz nahe beobachten. Ein faszinierendes Schauspiel ist zu Ende gegangen, so als ob es gar nicht stattgefunden hätte und alles bleibt so bis zum nächsten Jahr, zwischen der Sommersonnenwende und dem ersten Vollmond danach.